Akupunktur

Akupunktur

Was ist Akupunktur?

Bei der Akupunktur werden bestimmte Stellen des Körpers mit feinen Nadeln stimuliert, um Beschwerden zu lindern. Die meisten dieser Akupunkturpunkte (aber nicht alle!) liegen auf sogenannten Leitbahnen (oft fälschlich „Meridiane“ genannt). Dies sind nach der chinesischen Medizintheorie Gefäße, die unseren Körper durchziehen und in denen die Substanzen des Lebens zirkulieren. Von diesen Leitbahnen zweigen noch kleinere Gefäße ab, die ein feines Netzwerk bilden. So sind alle Körperregionen zwischen oben und unten, zwischen Oberfläche und Tiefe bis in die feinsten Strukturen miteinander verbunden. Durch Stimulation der Akupunkturpunkte können daher Körpersubstanzen und Strukturen wie Muskeln, innere Organe, oder auch der Geist beeinflusst werden, selbst wenn die Nadel woanders gesetzt wird als dem unmittelbaren Ort der Störung.

Es gibt zahlreiche unterschiedliche Akupunkturstile, auch in der Körperakupunktur. Manche Akupunkteure nadeln gerne Punkte am Krankheitsort, andere verwenden nur Fernpunkte oder gar nur eine bestimmte Gruppe von Punkten. Wieder andere passen ihre Punktauswahl an Tag oder Tageszeit an. Mikroakupunktursysteme wie die Ohrakupunktur oder die Schädelakupunktur behandeln nur ein begrenztes Areal und lassen das Leitbahnsystem des Körpers nahezu außer acht. Vermutlich kann jeder dieser Behandlungsstile wirksam sein – jede Akupunkteurin und jeder Akupunkteur entwickelt jedoch mit den Jahren eigene Vorlieben, Routinen und vor allem Erfahrungen.

Was sagt die naturwissenschaftliche Forschung zur Akupunktur?

In den letzten beiden Jahrzehnten ist der Akupunktur durch die wissenschaftliche Forschung mehr und mehr Aufmerksamkeit zuteil geworden. So hat man inzwischen bestimmte Wirkmechanismen hinter der Akupunktur identifiziert, z.B. die Ausschüttung körpereigener, schmerzstillender und stimmungsaufhellender Stoffe wie Adenosin oder Serotonin. Zahlreiche klinische Studien versuchen die Wirksamkeit der Akupunktur bei bestimmten Erkrankungen zu belegen, aber nicht alle erfüllen die strengen Kriterien der evidenzbasierten Medizin. Einige größere Studien und Übersichtsarbeiten legen jedoch die Wirksamkeit z.B. bei bestimmten Arten von Schmerz oder Heuschnupfen nahe.

Was passiert während einer Akupunktursitzung? Und tut Akupunktur weh?

In einer Akupunkturbehandlung kommen meist einige wenige Nadeln zum Einsatz, bei Kindern oft nur ein oder zwei. Die Nadeln werden dabei je nach Beschwerde einfach 15-45 Minuten „am Ort“ belassen oder durch bestimmte Stichtechniken oder Elektroakupunktur stimuliert. Dabei kann, besonders direkt nach dem Einstich, ein dumpfes Gefühl oder Strömen spürbar sein, und eine tiefe Entspannung sollte sich sich ausbreiten. Bei besonders empfindlichen Menschen können die Punkte auch mit dem Laser stimuliert werden, die Wirkung ist allerdings deutlich schwächer.

Manche Patienten haben Angst vor Akupunktur, besonders wenn sie (wie in China üblich) bereits mit sehr vielen Nadeln behandelt worden sind. Entscheiden sie sich dennoch für einen (weiteren) Versuch, kann man sie häufig durch eine behutsame Behandlung mit nur wenigen Nadeln (wieder) für dieses Verfahren gewinnen. Es ist also essentiell wichtig, dass die Patientin oder der Patient sich im Laufe der Behandlungssitzung entspannt! Das heißt, dass die Behandlung in einem geschützten, ausreichend warmen Raum stattfindet und die Therapeutin oder der Therapeut jederzeit in Rufweite ist.

In meiner Praxis wende ich neben der „klassischen“ TCM-Akupunktur gerne die Balance-Methode an. D.h. dass ich insbesondere bei Schmerzen nur Punkte nadele, die fernab des Geschehens liegen. Bei bestimmten Erkrankungen eignet sich auch die Neue Schädelakupunktur nach Yamamoto (YNSA) oder die Ohrakupunktur.

Hat Akupunktur Nebenwirkungen?

Bei sachgemäßer Anwendung ist Akupunktur nahezu nebenwirkungsfrei. Es sollte in den allermeisten Fällen (anders als bei der Homöopathie) auch nicht zu einer sogenannten „Erstverschlechterung“ kommen. Die Entspannung während der Akupunktur hinterlässt oft eine gewisse Müdigkeit, und die genadelten Punkte können noch Stunden oder sogar 1-2 Tage nach der Akupunktur spürbar sein. Gelegentlich kann es an der Einstichstelle ein wenig nachbluten. Seltener kann ein kleiner blauer Fleck zurückbleiben, der aber nach wenigen Tagen wieder verschwunden ist. Eine Rötung der Haut direkt nach dem Entfernen der Nadel ist ein normale Reaktion durch lokale Histaminausschüttung! Selten kann es bei sitzender Haltung des Patienten zu einer vegetativen Kreislaufreaktion kommen, dem sogenannten „Nadelkollaps“. Dies lässt sich durch Nadelung im Liegen vermeiden.